Das malerische Werk
Das malerische Werk Arnulf Heimhofers besteht aus einer beachtlichen Anzahl meist großformatiger Ölbilder, vielen Aquarellen, Bleistift- und Federzeichnungen, vielen Fassadenbemalungen im Allgäu, Fresken in einer Anzahl von Kirchen, gelegentlich ein paar Skulpturen.
Wenn Heimhofer malt, ist es vom Motiv her nicht aufregend: Küste hier und Küste da, Landschaften mit Bergen hier oder irgendwo anders, Figurengruppen, Blumen, häufig Häuser im Bergell oder sonst wo in den Alpen, am Bodensee, in Griechenland oder Island, Frauenköpfe, keine Porträts, sondern frei erfundene Köpfe, und vielleicht einmal ein Stillleben. Das ist ja alles nichts Sensationelles, aber damit wird man seiner Malerei nicht gerecht. Jeder, der die Allgäuer Kunst einigermaßen kennt, kennt einen Heimhofer unter allen anderen Bildern heraus, von seinen frühen Bildern bis zu seinen letzten Arbeiten, so unterschiedlich sie auch sind.
Man könne alles malen, war sein Credo. Er bemühte sich nicht, griechische Motive südländisch oder Island-Landschaften nördlich zu malen. Ihm kam es nur darauf an, ein ausgewogenes, geordnetes, formal und vor allem farblich spannendes Bild zu malen. Er übermalte seine nach Skizzen im Atelier entwickelten Bilder vielfach, bis das Bild nach seinen Vorstellungen rundum stimmte. Deshalb sind seine Arbeiten von vielfach gebrochenen Farben bestimmt. Heimhofers Charakteristikum, aber auch seine Überlegenheit liegt im Umgang mit der Farbe, aber dazu kommt der feste Bildaufbau. Den Bildaufbau bewunderte er bei Anselm Feuerbach, die formale Bewältigung der Wandgestaltung faszinierte ihn bei Tiepolo.
Um die Bildstruktur kümmerte sich Heimhofer sehr intensiv.
Die Maltechnik
Arnulf Heimhofer malte großzügig mit breitem Pinsel und kräftigem Duktus und mit wenig Malmittel. Die Farbe setzte er dick ins Bild und nuancierte sie ebenso direkt im Bild.
Bei Landschaften bevorzugte er die großformatige Wiedergabe in Öl. Gleichermaßen war er ein Könner bei kleinformatigen Landschaftsaquarellen.
Heimhofer malt ganz normal auf Leinwand und Papier mit ganz normalen Ölfarben, Aquarellfarben und mit dem Bleistift – manchmal malt er auch mit dem Radiergummi in seinen kräftig und impulsiv gezeichneten Blättern herum. So simpel ist das bei ihm – nichts von Collagen, Sand, Gips, zerknittertem Papier oder Fotoübermalungen.
Er ist genau das Gegenteil eines Spontanmalers: Das zig malige Übermalen ist für seine Arbeiten typisch, das immer wieder weiter Verbessern. Sein Ziel ist es im Bild eine durchgeformt vorkommende Farb-Raum-Linienkombination aus Gegenständlichem zu entwickeln.
Dabei ist der einzelne Farbauftrag, der einzelne Pinselstrich sehr wohl spontan und nicht präpariert oder kalkuliert. Da sucht er die interessante Farbnuance. Er verlangt handwerkliches Können, er verlangt, dass ein Künstler eine Farbe so an eine Stelle setzt, dass sie etwas bewirkt. Heimhofer löst die Bildkomposition malerisch und nicht durch lineare Zeichnung. Formen, Figuren und Landschaften entstehen durch die Farbe, nicht durch illustrierende Linien. Seine späten Arbeiten sind farblich sehr viel lockerer, heller und leichter, frisch und kräftig. Interessant ist, dass es nicht die Farbe allein ist, sondern der Duktus, der Pinselstrich. Die Art, wie die Farbe ins Bild gebracht wurde, bestimmt die Farbwirkung erheblich mit. Heimhofer macht aber den Gestus nicht zum wichtigsten Gestaltungselement wie viele Art Informel-Maler, sondern setzt ihn als eines seiner malerischen Instrumente ein. Im von keinem erreichten Reichtum der Farbnuancen, in dieser Souveränität des Farbeinsatzes, in der Brillanz seiner Farbverwendung liegt der wichtigste Beitrag Heimhofers zur Kunst des Allgäus.
Die Motive
Arnulf Heimhofer ist kein realistischer Maler, kein Impressionist. Er stellt Ideallandschaften dar, Spielfelder seiner Farblust. Das Motiv, das er meist aus Reiseskizzen hervorkramte, ist nur formale Grundstruktur. Es wird nach Lust und Notwendigkeit geändert, wenn die Farbe es erforderlich macht. Heimhofer malte zeitlose Landschaften, keine von gestern und keine von heute. Ob das dann „Grüntensee“ oder „Jugoslawische Küste“ ist, spielte keine Rolle. Er versuchte auch nicht, das Typische dieser Gegend wiederzugeben.
Eigentlich haben auch alle von ihm in die Bilder gemalten Personen und Figuren kein Alter. Sie sind eher etwas jünger als alt, aber irgendwie ohne zeitliche Zuordnung. Sie lachen nicht und weinen nicht. Sie haben oft einen melancholischen Anflug, aber sie sind nicht traurig. Sie sind so wie das Motiv nur Bildstruktur – die Malerei ist alles.
Figurative Themen malte Heimhofer gerne und dann oft romantisierend – Fischer und schöne Frauen, südländische Menschen.
Seine Stillleben und Blumenbilder hatten oft selbst gepflückte Sträuße aus seinem Garten oder Markteinkäufe seiner Frau als Vorlage. Er veränderte sie frei, wie er es von Farbe und Form her benötigte.
Seine Intention
Durch das Schaffen von Arnulf Heimhofer geht bei aller Veränderung im Lauf der vielen Jahre eine erstaunliche Kontinuität. Heimhofer ist ein beharrlicher Maler, mit Wissen um das eigene Können, gepaart mit einer hoch disziplinierten Selbstkritik. Das war schon immer der Wegweiser guter Kunst.
Bei Heimhofer kommt noch eines hinzu: Sein ungeheurer Fleiß als Maler. Wie gerne ging er jeder anderen Arbeit in Haus und Garten aus dem Weg, um Zeit zum Malen zu gewinnen. Er war ein Artoholiker.
Ein Künstler arbeitet mit seinen Instrumenten, um seine Sichtweise von irgendetwas wiederzugeben. Dieser Malprozess ist eine ganz individuelle und egozentrische Beschäftigung.
James Joyce verlangt in seinem Roman „Ein Porträt des Künstlers als junger Mann” die Zweckfreiheit der Kunst. Die Interpretationen, was ein Künstler mit seinem Kunstwerk sagen will und welche Weltprobleme er mit seinen Bildern zu lösen versuche, das sei Literatengeschwätz. Wirkliche, eigentliche Kunst lebt für sich, in seinen Formen und Farben. Sie will nichts ausdrücken. Sie ist ernsthaftes, ordnungsorientiertes Schaffen des homo ludens. L’art pour l’art. Konrad Lorenz, der den Schönheitssinn bei Tieren untersucht, sagt, l’art pour l’art sei ein Naturgesetz, keine diskutierfähige Meinung. Dieser homo ludens, meint Schiller, sei der wahre Mensch. Der Künstler arbeitet tatsächlich nicht als Weltverbesserer oder Zeitkritiker, nicht als Sklave des Kunstmarktes, nicht als Produzent von Gefälligkeiten, sondern als Egoist aus Lust am Malprozess.
Altruist wird der Künstler, wenn er seine Arbeiten einem breiten Publikum präsentiert. Da kehrt der Künstler manches, was er gerne für sich behalten würde, nach außen. Der Betrachter kann dadurch Glücksgefühle empfinden, wenn ihn ein Bild anspricht, packt, so wie Musik verzaubern kann.
Dass Ihnen dieses Glück hier bei Arnulf Heimhofer widerfahre, wünschen wir Ihnen.